Instrumentenglossar

Great Highland Bagpipe (schottischer Dudelsack)

Great Highland Bagpipe, kurz auch GHB, Highland Pipes oder nur Pipes, gäl. piob mhor ‚große Pfeife’, frz. cornemuse écossaise, breton. binioù braz, ist die Bezeichnung für die laute schottische Sackpfeife bzw. den schottischen Dudelsack. Wegen ihrer enormen Lautstärke wird die Great Highland Bagpipe vornehmlich im Freien gespielt. (Pipes & Drums erreichen eine durchschnittliche Lautstärke von 122 dB.) Der Spieler wird als „Piper“ bezeichnet.

Aufbau

Die Great Highland Pipe besteht aus einem Windsack oder kurz Sack (bag), der über ein Anblasrohr (blow pipe), in welchem sich ein Rückschlagventil (traditionell aus Leder, heute meist Kunststoffkonstruktionen) befindet, mit Luft befüllt werden kann. In den Sack sind drei Bordunpfeifen (drones) und eine Spielpfeife (chanter) sowie das Anblasrohr eingebunden.

Traditionell bestehen alle Holzteile des Instruments aus Grenadill (engl. blackwood). In der heutigen Zeit werden auch Spielpfeifen aus hochwertigen Spezialkunststoffen angeboten, die weitgehend witterungsunempfindlich sind. Die verschiedenen Verzierungsteile sind traditionell aus Elfenbein (engl. real ivory) vom Walross oder seltener vom Elefant gefertigt. In der heutigen Zeit wird aus Tierschutzgründen meist ein synthetischer Elfenbeinersatz (engl. imitation ivory, art ivory) verwendet. Bei höherwertigen Instrumenten sind einzelne Verzierungsteile auch aus Metall (Nickel, Silber, Silber vergoldet) gefertigt, die hochglanzpoliert oder mit Gravuren versehen sind.

Der Sack ist traditionell aus Leder gefertigt und muss innen regelmäßig mit einem Dichtmittel (engl. seasoning) behandelt werden, um luftdicht zu bleiben und trotzdem die beim Spielen anfallende Feuchtigkeit über die Oberfläche verdunsten zu können. Mittlerweile gibt es Kunststoffsäcke aus Gore-Tex. Der Kunststoffsack benötigt kein Dichtmittel, sollte aber trotzdem aus hygienischen Gründen regelmäßig gereinigt werden. Über den Sack wird üblicherweise ein Stoffüberzug (engl. cover) gezogen, der entweder in einem bestimmten Tartan gestaltet ist oder schlicht einfarbig gehalten ist.

Die Spielpfeife ist mit einem Doppelrohrblatt ausgestattet. Das Doppelrohrblatt wird üblicherweise aus Pfahlrohr hergestellt; Kunststoffrohrblätter konnten sich hier bisher nicht durchsetzen. Die Bordunpfeifen sind mit Einfachrohrblättern ausgestattet. Traditionell verwendet man für die Einfachrohrblätter ebenfalls Pfahlrohr, bei dem eine Zunge eingeschnitten wird (engl. cane reed). Diese Bauart ist sehr feuchtigkeitsempfindlich, daher werden heute oft Kunststoffkonstruktionen eingesetzt. Die Spielpfeife hat eine konische Bohrung mit starker linearer Steigung, woraus ein sehr lauter Klang mit vollem harmonischem Obertonspektrum resultiert. Die Bordunpfeifen sind zylindrisch gebohrt und grundtönig intoniert.

Stimmung und Tonumfang

Die Great Highland Bagpipe ist ein transponierendes Instrument; sie wird grundsätzlich in „A“ und traditionell ohne Vorzeichen notiert (A-mixolydisch hat korrekt notiert zwei Kreuze als Vorzeichen) unabhängig davon, wie sie tatsächlich klingt. Der Grundton A der Great Highland Bagpipe liegt sehr nahe bei einem B (engl. B flat) und hat je nach Hersteller und Spieler eine Frequenz zwischen 469 Hz und 482 Hz. Der Grundton ist nicht genormt. „Concert pitched“ bezeichnet eine Spielpfeife, deren Grundton a′ auf 440 Hz gestimmt ist, womit deren Grundton dem Kammerton entspricht, oder auf 466 Hz gestimmt ist, womit deren Grundton der gleichstufig gestimmten kleinen Sekunde über dem Kammerton, dem klingenden b′, entspricht.

Der Tonumfang der Spielpfeife beträgt eine große None und reicht von g′ (low G) bis a″ (high A). Auf der Spielpfeife der Great Highland Bagpipe werden traditionell nur neun Töne gespielt, die bezogen auf den Grundton A eine mixolydische Skala ergeben. Die Intervalle zwischen den Tönen der Spielpfeife entsprechen nicht den Intervallen der gleichstufigen Stimmung, sondern bilden eine eigene Skala. Ein Zusammenspielen mit anderen Instrumenten ist daher nur begrenzt möglich. Modernere Stücke allerdings setzen auch (in sehr beschränktem Ausmaß) andere Töne, hier „Halbtöne“ genannt, ein. Diese werden dadurch erreicht, dass die Grifflöcher nur halb von den entsprechenden Fingern geschlossen werden. Halbtöne können daher nur im Übergang zu einem höheren Ton gespielt werden. Es ist aber auch möglich, Spielpfeifen so einzurichten, dass die Halbtöne mittels Gabelgriffen gespielt werden können, was z. B. für die Wiedergabe traditioneller bretonischer Musik zur Anwendung kommt. Stücke mit Halbtönen werden zwar auch grundsätzlich in „A“ notiert, jedoch meist musikalisch korrekt mit zwei Kreuzen als Vorzeichen, um die Halbtöne durch zusätzliche Kreuze oder Auflösungszeichen ebenfalls korrekt notieren zu können. Für die Töne auf der Spielpfeife existieren traditionelle Bezeichnungen, die mittlerweile auch für die Halbtöne (kursiv in der Tabelle) eingeführt wurden.

Bei den traditionellen Bezeichnungen wird das c″ und f″ als c natural bzw. f natural bezeichnet, während das cis″ und fis″ lediglich als c und f bezeichnet werden.

Zwei der drei Bordune (tenor drones) sind eine Oktave unterhalb des Spielpfeifengrundtons gestimmt, also auf das „kleine” a. Der dritte Bordun (bass drone) ist noch einmal eine Oktave tiefer auf das „große” A gestimmt, also zwei Oktaven unterhalb des Spielpfeifengrundtons.

Übungsinstrumente

Erlernt wird das Spiel auf der Great Highland Bagpipe häufig zunächst nicht auf dem eigentlichen Instrument, sondern auf einem einfachen mundgeblasenen Doppelrohrblattinstrument mit Windkapsel, dem Practice Chanter. Die Lautstärke ist moderat und für kleine Räume geeignet. Hochwertige Practice Chanter sind aus Grenadill oder einem für den Instrumentenbau optimierten Polyamid gefertigt und haben die gleichen Grifflochabstände wie die Spielpfeifen der Great Highland Bagpipe (Long Practice Chanter) oder geringere Grifflochabstände und in beiden Fällen andeutungsweise, also für die Finger fühlbar, mit der Great Highland Bagpipe vergleichbar große Grifflöcher. Auf diesem Instrument wird die Griffweise der Great Highland Pipe erlernt. Der Practice Chanter begleitet auch erfahrene Piper lebenslang, z. B. zum Erlernen neuer Stücke, für Fingerübungen oder für das gemeinsame Üben in der Gruppe.

Die „Practice Goose“ ist ein Practice Chanter, der in einen mit einem Anblasrohr ausgestatteten Windsack eingebunden ist. Dieses Übungsinstrument wird seltener verwendet, vermittelt aber anders als der Practice Chanter eher das Gefühl, eine Sackpfeife zu spielen.

In jüngerer Zeit werden alternativ zum Practice Chanter auch modifizierte „Scottish Smallpipes“ als Übungsinstrumente angeboten. Diese leise klingenden und daher wohnungstauglichen Sackpfeifen sind üblicherweise balggeblasen, werden aber auch mundgeblasen angeboten. Die Spielpfeifen dieser Instrumente werden wie die Spielpfeife der Great Highland Bagpipe gegriffen und bringen ohne den Gebrauch von Halbtönen wie die Great Highland Bagpipe eine mixolydische Skala hervor. Diese Instrumente werden meist in den Stimmungen D, A und B angeboten.

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